Kurseinsturz bei Apple, Nvidia und Co.: Warum Analysten optimistisch bleiben​ (2024)

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Alle paar Jahre kommt es zum großen Knall an der Börse. Die Leitindizes färben sich tiefrot, Technologieaktien, die zuvor noch für die größten Kursgewinne der vergangenen eineinhalb Jahre verantwortlich waren, notierten am Montag teilweise zweistellig im Minus. Eine Billion Dollar an Börsenwert wurde zu Wochenbeginn vernichtet – die sogenannten "Magnificent Seven"-Tech-Aktien büßten allein 650 Milliarden Dollar Unternehmenswert an nur einem Handelstag ein.

Anteilsscheine von Nvidia, Apple oder Amazon wurden kurzzeitig zur Handelseröffnung mit Abschlägen von 10 Prozent und mehr gehandelt, ehe Schnäppchenjäger die Verluste begrenzten und gestern gar wieder in kleinere Kursgewinne verwandelten. Auch nach der Schadensbegrenzung haben sich viele Big-Tech-Aktien trotz solider bis starker Zahlenwerke in den vergangenen Wochen inzwischen von ihren Jahreshochs, die in allen Fällen gleichermaßen neue Allzeithochs darstellten, markant entfernt. Der Abstand beträgt bei den sechs wertvollsten Technologiekonzernen auf Basis des Schlusskurses von Dienstagabend:

  • Meta: – 9 %
  • Apple: – 13 %
  • Microsoft: – 15 %
  • Alphabet: – 18 %
  • Amazon: – 19 %
  • Nvidia: – 26 %

Zum Vergleich: Der Vergleichsindex der Technologiebörse Nasdaq hat vom bisherigen Höchststand im Juli bis gestern 13 Prozent an Wert eingebüßt. Während die Verkaufswelle an den globalen Kapitalmärkten auch maßgeblich durch übergeordnete Faktoren wie Rezessionssorgen und den Crash an den japanischen Börsen ausgelöst wurde, rücken die hochkapitalisierten Technologiekonzerne, die inzwischen sieben der zehn wertvollsten Unternehmen der Welt stellen, schnell in den Mittelpunkt.

Warren Buffetts Apple-Verkauf belastet

Im Zuge der rasanten Kurszuwächse seit der großen Finanzkrise 2009 haben sich Anleger und Analysten immer wieder die Frage gestellt, ob die Bewertungen der weltgrößten Technologiekonzerne nicht längst über den fairen Werten hinausgeschossen sind – insbesondere in den vergangenen eineinhalb Jahren befeuert durch den KI-Hype.

Eine verklausulierte Antwort lieferte am Wochenende ausgerechnet Apple-Großaktionär Warren Buffett. Die als "Orakel von Omaha" bekannte Investorenlegende, die über Beteiligungsgesellschaft der Berkshire Hathaway zum Jahreswechsel noch 6 Prozent an Apple gehalten hatte, machte im Rahmen der Veröffentlichung der neusten Quartalsbilanz den Verkauf fast der Hälfte der Anteile am iPhone-Hersteller publik. Berkshires Erlös: rund 83 Milliarden Dollar. Es sind die Dimensionen, in denen man mehrere Dax-Konzerne kaufen könnte – etwa Porsche, die Deutsche Bank und Bayer zusammen.

Der "Statement Sale" setzte Apple auch deshalb so unter Druck, weil Warren Buffett in der Vergangenheit nicht müde geworden war, die Vorzüge des Kultkonzerns aus Cupertino zu preisen. "Es ist ein unglaubliches Unternehmen. Ich wünschte, das hätte ich eher erkannt", gab Buffett vor Jahren zu. "Es ist wahrscheinlich das beste Unternehmen der Welt, das ich kenne", adelte der Star-Investor Apple. Mehr noch – vor sechs Jahren erklärte Buffett: "Ich wünschte, wir würden 100 Prozent von Apple besitzen." Nun sind es jedoch nur noch 2,8 Prozent.

Big Tech ist nicht mehr völlig überteuert

Anleger fragen sich, warum der aktuell sechstreichste Mann der Welt Anteile seiner mit Abstand größten Positionen mal eben so binnen eines Quartals halbierte. Ebenso fragten sie sich, ob der Aufbau von immer größeren Barreserven darauf hindeutet, dass sich Buffett für einen möglichen größeren Börsencrash positioniert.

So unklar aktuell erscheint, ob mit dem Black Monday schon die vorläufigen Tiefstkurse markiert worden sind, so sehr haben sich auch nach traditionellen Maßstäben die Bewertungen reduziert. Das maßgebliche Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) weist – anders als beim Jahrhundertcrash 2000 – keine abenteuerlichen Metriken mehr auf. So werden etwa Alphabet und Meta mit alles andere als sportlichen KGVs von 21 und 23 gehandelt, die sogar unter dem Durchschnitt des Tech-Index Nasdaq 100 liegt, für den aktuell ein Wert von 24 bewilligt wird.

Auch Microsoft und Apple notieren mit Werten von 29 bis 30 nicht mehr auf dem Niveau wie noch Wochen oder Monate zuvor, während selbst Amazon und Nvidia mit KGVs von 32 und 35 die chronisch hohen Multiplen der Vorjahre signifikant abgebaut haben. Die Big-Tech-Giganten sind, teilweise durch anhaltendes Gewinnwachstum, teilweise durch die Korrekturen an den Kapitalmärkten, in ihr Bewertungsniveau hineingewachsen – vorausgesetzt, das Wachstum verebbt nicht in einer möglichen Rezession, die von Anlegern nach zuletzt schwachen Arbeitsmarktdaten befürchtet wird.

Analysten optimistisch: "Nicht das Ende des Tech-Bullenmarktes"

Während Goldman Sachs-CEO David Solomon allgemein nicht davon ausgeht, dass die USA in eine Rezession rutschen würden, zeigt sich der viel zitierte Tech-Analyst Dan Ives optimistisch, dass der Panikverkauf nur kurz währt. "Ich glaube nicht, dass es das Ende des Tech-Bullenmarktes ist", positioniert sich der Senior-Anaylst von Webush Securities gegenüber CNBC.

"Ich glaube vielmehr, dass wir eine riesige Panikwelle gesehen haben, die aber gleichzeitig Chancen für Anleger bietet, die in Nvidia, Apple, Microsoft, Amazon und Alphabet einsteigen wollen", sagte Ives. Der Wedbush-Analyst sieht den Ausverkauf entsprechend als Kaufchance wegen der anhaltenden Wachstumsmöglichkeiten im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI). In Bezug auf Apple etwa ist Ives anderer Meinung als Starinvestor Warren Buffet und erklärte gegenüber CNBC: "Ich sehe einen KI-getriebenen Upgrade-Zyklus. Dies ist nicht der Zeitpunkt, um Apple-Aktien zu verkaufen, sondern um sie zu kaufen." Ives betonte weiter, er betrachte den Ende 2022 begonnenden KI-Zyklus als "Gelegenheit, wie es sie nur alle 40 Jahre gibt."

Unisono äußerte sich auch Gene Munster, langjähriger Tech-Analyst und heutiger Geschäftsführer des Vermögensverwalters Deep Water. "Ich bin derjenige, der einen drei- bis fünfjährigen Tech-Bullenmarkt vorausgesagt hat, und jetzt erleben gerade Wirbel und Chaos." Gene Munster sieht die aktuellen Verwerfungen an der Techbörse aber als nicht mehr als eine Episode an und richtet den Fokus weiter auf den Siegeszug der Künstlichen Intelligenz. "Es dreht sich alles um KI", twittere Munster am Montag.

"Mein Hauptaugenmerk liegt weiterhin auf der Vorhersage des KI-Potenzials. Das ist wichtiger als alle Zahlen zu Arbeitsplätzen, Inflationsdaten, dem BIP oder Quartalszahlen. Wenn die Substanz der KI in den nächsten drei bis fünf Jahren den Hype übertrifft, werden wir in einem drei- bis fünfjährigen Bullenmarkt weitermachen, der mit dem Platzen einer Blase endet."

Airbnb mit Rezession-Warnsignal

Dass Aktienkurse aus dem Internetsektor auch ohne KI-Bezug und vorangegangene Rally von einem auf den nächsten Tag platzen können, erlebte in der Nacht zum Mittwoch unterdessen Airbnb. Die Online-Buchungsplattform für Unterkünfte enttäuschte Anleger bei Vorlage der jüngsten Quartalsbilanz weniger mit den Geschäften im abgeschlossenen Dreimonatszeitraum als vielmehr mit dem Ausblick auf das so wichtige Sommergeschäft.

So erlaubte sich Airbnb-CEO Brian Chesky den Luxus, für das laufende Quartal einen Umsatzausblick um 140 Millionen Dollar unter den Erwartungen der Wall Street (3,70 vs. 3,84 Milliarden Dollar) in Aussicht zu stellen. "Im dritten Quartal 2024 rechnen wir mit einer sequenziellen Abschwächung des Wachstums der gebuchten Übernachtungen und Erlebnisse im Vergleich zum zweiten Quartal 2024", erklärte Chesky. Der Airbnb-CEO warnte zudem davor, dass es "weltweit kürzere Buchungsvorlaufzeiten und einige Anzeichen einer nachlassenden Nachfrage von US-Gästen" gebe. In anderen Worten: die Rezessionssorgen sind über Nacht größer geworden.

Airbnb, das ausgerechnet im Corona-Jahr 2020 an der Nasdaq debütierte, stürzte darauf nach Handelsschluss um mehr als 17 Prozent auf ein neues 1-Jahrestief ab und riss alle Internet- und Techaktien nachbörslich wieder mit sich in Tiefe. Nvidia verlor allein 3 Prozent an Wert, obwohl es nichts mit dem Online-Buchungsgeschäft zu tun hat. Die Sorge vor einer weltweiten Abkühlung der Konjunktur eint indes alle Technologie- und Internetkonzerne an der Wall Street.

(dahe)

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